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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 298

1902 - Altenburg : Bonde
298 9. Und als er sterben ging, da sprach der Held: „Nun sterb ich gern, Ich bin nichts nutz mehr auf der Welt; geht, sagt das meinem Herrn Und sagt ihm, daß mich treu für ihn und für mein Vaterland, Wie ichs im Leben immer war, die Sterbestunde fand. 10. Und ihr, die ihr von mir gelernt so manches in der Schlacht, Lernt eines noch zuletzt von mir, woran ich nicht gedacht — Ich meine, wie man ruhig stirbt. Sargt ohne Prunk mich ein, Und dort, wo die drei Linden stehn, will ich begraben sein." Sturm. 130. Die Leipziger Schlacht. 1813. 1. Wo kommst du her in dem roten Kleid Und färbst das Gras auf dem grünen Plan? — Ich komm aus blutigem Männerstreit, Ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die deutsche Schlacht geschlagen, Drob müssen die Mütter und Bräute klagen, Da ward ich so rot. 2. Sag an, Gesell, und verkünde mir, Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht? — Bei Leipzig trauert das Mordrevier, Das manches Auge voll Thränen macht. Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, Und Tausenden mußte der Atem stocken Bei Leipzig, der Stadt. 3. Wie heißen, die zogen ins Todesfeld Und ließen fliegende Banner aus? — Es kamen Völker aus aller Welt, Die zogen gegen Franzosen aus; Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen Und die nach dem glorreichen Österreich heißen, Die zogen all aus. 4. Wem ward der Sieg in dem harten Streit? Wem ward der Preis mit der Eisenhand? — Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut, Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand; Viel Tausende decken den grünen Rasen, Die übrig geblieben, entflohen wie Hasen, Napoleon mit.

2. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 373

1902 - Altenburg : Bonde
373 gleicher Höhe mit der Stirn hält und sie dann wagerecht auf die Theetasse legt. Dergleichen hat, wie bemerkt, für den Europäer etwas sehr Auffallendes. Dagegen ist aber auch das Erstaunen der Chinesen nicht gering, wenn sie sehen, wie Europäer zu speisen pflegen. Sie fragen, wie es nur möglich sei, dass wir die Getränke kalt zu uns nehmen; wie wir wohl auf den höchst sonderbaren und ausschweifenden Gedanken ge- kommen seien, unsere Nahrung vermittelst eines Dreizacks in den Mund zu bringen , obendrein auf die Gefahr hin, uns die Lippen zu beschädigen oder gar die Augen auszustechen. Auch finden sie es ausser der Ordnung, dass wir Nüsse und Mandeln mit der Schale auf den Tisch bringen und den Dienern die Arbeit ersparen, die Obstfrüchte zu schälen und das Fleisch zu zerlegen. Ja es ist nicht bloss ein Witzwort, welches man von einem Chinesen erzählt, der darüber erstaunte, die Europäer Billard spielen, Kegel schieben und tanzen zu sehen, und dazu die Bemerkung machte, warum doch wohlhabende Leute eine solche Arbeit nicht lieber ihren Dienern überliessen. v. Scherzer. 166. Bilder aus Japan. 1. Japan ist für den Europäer ein Land, das reich ist an ab- sonderlichen Schönheiten, ein Land, das man lieb gewinnt und in der Erinnerung lieb behält. Wie ragt majestätisch über die Riesenbucht von Jeddo der mächtige, prächtige Fusiyama, jener 4100 m hohe Vulkan in seinem weißen, glitzernden Schneemantel, der ihm wie ein fürstlich Gewand über die platten Schultern wallt! Wie rauschen in den Berg- klüften die Bäche zu Thal mit schaumigem, grünlich schillerndem Wasser; wie wunderbar schön bekleiden jene herrlichen japanischen Riesentannen, untermischt mit stolzen, ernsthaften Cypressen, die Bergwände in lücken- losem Forst! Und im Frühlinge, unten im Süden, wie geht sichs da gut unter den Kamelienbäumen — nicht etwa 60 — 90 cm hohe Bäumchen in Töpfen oder Kübeln, nein, es sind wirkliche Bäume bis zu 13 m hoch, mit starken Ästen, dicht verzweigt; und zwischen den blanken, dunklen, lederartigen Blättern leuchtet und glüht es von unzähligen oft handgroßen Purpnrblüten, während der Fuß des Wanderers auf einen dichten Teppich abgefallener Blumen tritt. Nicht weit davon schaut über die sauber geflochtene Bambushecke eine lange Reihe von Orangenbäumen her, mit großen goldenen Früchten beladen, und hinter

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 383

1902 - Altenburg : Bonde
383 steigt aus dem Meere der herrliche und schön geformte Pie von Fernando Po, auf der anderen ragen, mit üppigem Grün bekleidet, die vulkanischen Gebirge von Kamerun empor, über deren gewaltiger Kette die kahlen Spitzen des „Götterberges" thronen. Das Kamerungebirge bildet die höchste Erhebung in Westafrika, und seine höchste Spitze, die wir den großen Kamerunberg und die Eingebornen Mongo-ma-Loba, d. h. den „Götterberg" nennen, über- ragt alle Berge unserer Heimat. Er ist dagegen niedriger als der Montblanc; denn seine Höhe beträgt etwa 4000 Meter. Das ganze Gebirge ist vulkanischen Ursprunges und besteht aus einer Reihe von etwa 70 Kraterkegeln, die alle wohl schon seit langer Zeit nicht mehr als Vulkane thätig find. Die Hauptschwierigkeiten, mit denen der Reisende zu kämpfen hat, der den großen Kamerunberg besteigen will, bestehen in dem plötzlichen Übergange aus der Treibhaustemperatur des Thales in die Kalte der Berghöhen, in dem Mangel an Führern, in der Unwegsamkeit des Ur- waldes, der zu durchschreiten ist, und in dem Umstande, daß Nahrungs- mittel und Wasser für die ganze Zeit der Besteigung mitgeführt werden müssen. Der erste, dem es gelang, allen diesen Hindernissen zum Trotz die höchste Spitze zu erklimmen, war der englische Reisende Burton. Er bestieg, begleitet von dem deutschen Botaniker Mann und dem Spanier Calvo, im Januar 1862 den Gipfel des Götterberges. Einige Jahre später, am 14. Februar 1879, erreichte der deutsche Naturforscher Flegel, dem sich der Engländer Kirk angeschlossen hatte, dasselbe Ziel. Beide traten ihre Wanderung von Viktoria, einer in sehr schöner, aber höchst ungesunder Gegend gelegenen Niederlassung an der Amboise- bai, an und verfolgten die von Burton früher eingeschlagene Richtung. Die Führer folgten dabei so genau dem von den ersten Besteigern ge- wählten Wege, daß Flegel unterwegs an einem Baume die Zeichen „A. Mann" fand, welche dieser im Jahre 1862 in die Baumrinde ein- geschnitten hatte. Am Fuße der meerumwogten, vielgestaltigen Felsen bis zur Höhe von 800—1000 m zeigt sich das tropische Pflanzen- wachstum in seiner ganzen üppigen Schönheit. Da erfreuen neben den Riesen der tropischen Pflanzenwelt, an denen der Blick mit Staunen emporstrebt, schlanke Palmen mit ihren Federkronen und das herrliche Grün der Bananen und des Pisangs das Auge. Endlose Lianen mit seltsam gefärbten und geformten Blumen und Früchten ranken sich von Baum zu Baum. Hoch in den Zweigen lassen farbenprächtige Vögel ihre Stimme erschallen, unter denen man leicht das Girren der schönen

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 406

1902 - Altenburg : Bonde
406 Bewohner der Wälder. Große Familien von Affen nehmen die höchsten Gipfel der Bäume ein, wo sie der Pfeil des Indianers nicht mehr zu erreichen vermag. In behaglichen Stellungen sitzen die Brüllaffen der Morgensonne zugewendet, sie mit ihrer rauhen, schallenden Stimme zu begrüßen. Die meisten Tiere fliehen in jener Stunde die niedrigsten Stellen der Waldungen, wo unter den platten, dichten Kronen der tropischen Bäume eine ausnehmende Kühle herrscht, die nur des Mittags erst angenehm ist. Darum steigen selbst die Vögel, die sonst in niedrigen Gebüschen ihre Nahrung finden, des Morgens bis in die luftigen Kronen. Auf den weiß gebleichten Ästen eines Riesenstammes, den ein Blitzstrahl niederschmetterte, oder den die Angriffe der Insekten zum Vertrocknen brachten, sitzen Scharen schlafender schwarzer Geier, die mit weit ausgebreiteten Flügeln am warmen Sonnenstrahle sich trocknen. Hie und da steht ein riesiger Storch schon zeitig am Ufer des Flusses. Vor allem herrlich ist der Anblick der dichten, dunkelgrünen Baum- kronen, von denen die Scharen schneeweißer Reiher wie Festkerzen scharf sich abzeichnen. Auch die niederen Geschöpfe teilen die Sehn- sucht nach der Sonnenwärme. Die Fische schwimmen sorglos und ruhig an der Oberstäche oder erheben sich scharenweise über das Wasser, während die plumpen Sprünge des Delphin an die fliegenden Fische auf dem Ozean erinnern. Balsamischer Duft unzähliger harziger Baumstämme und Blüten verkündet das Höhersteigen der Sonne, und größer wird die Thätigkeit der tierischen Bewohner. Zahllose Enten- scharen treiben auf den flachen Wellen, und Wolken von schwarzköpfigen Möwen lassen sich blicken, die mit Fischfang sich beschäftigen. Auch größere Tiere werden sichtbar. Am Ufer erscheinen Rehe, und die Bewegung der Äste verrät die Ankunft einer Herde Affen, von denen die kleineren Arten nur durch außerordentliche Schnelligkeit vor den gefräßigen Raubvögeln sich retten können. Immer geschäftiger wird das Leben, begleitet von den mannigfaltigsten Tönen, die nur das geübte Ohr des Indianers zu unterscheiden vermag. Unübersehbare Flüge grüner Papageien haben sich auf den fruchtbaren Waldbänmen niedergelassen, und das Herabfallen der Kapseln und Beeren bringt auf den harten Blättern ein Geräusch hervor, als wenn ein Schloßen- wetter niederstürzte. Spechte erfüllen den Wald mit ihren pochenden Tönen, und aus der Tiefe der Wälder klingt ein Geräusch hervor, als nahte eine Truppe Reiter. Das sind zahlreiche Herden von Bisam- schweinen, die den Boden zerstampfen, ehe sie mit ihren Hauern ihn aufwühlen. Auch die menschenähnlichen Stimmen der Waldtauben dringen aus der schauerlichen Wildnis, während der langgeschwänzte

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 429

1902 - Altenburg : Bonde
429 Elefant besitzt darin eine solche Kraft, daß er nicht bloß einen Menschen, sondern den stärksten Tiger augenblicklich zu Boden schlagen, ja sogar Bäume ausreißen kann. Und eben derselbe Rüssel ist zugleich die zarteste, feinste Hand, die sich nur denken läßt; er ist fähig, die kleinsten Geldstücke von der Erde aufzuheben, Knoten zu lösen, Thürschlüssel umzudrehen und Blumen zu pflücken. Der Rüssel endigt nämlich in einer fingerähnlichen Spitze, die noch biegsamer ist als der menschliche Finger und ebenso fein zu tasten versteht als dieser. Ja noch mehr, dieser Finger kann auch riechen; denn in der Mitte ist eine Öffnung, ans deren Grunde man die beiden Nasenlöcher sieht. Man pflegt daher mit Recht zu sagen, der Elefant habe seine Nase in der Hand. Und diese Nase ist so fein, daß das Tier aus einer Gesellschaft sogleich diejenige Person herausfindet, die etwas für dasselbe in der Tasche hat. Alle Nahrung bringt er mit diesem Rüssel in den Mund, sein Getränk saugt er in seinen Rüssel und spritzt solches ans demselben in den Rachen. Bäume und Äste, die der Elefant abbrechen will, ergreift er mit dem Rüssel und knickt sie über die beiden mächtigen, weit aus dem Maule ragenden Vorderzähne des Oberkiefers, die Stoßzähne. Da diese Zähne wurzellos sind, wachsen sie beständig nach, so daß jeder von ihnen ein Gewicht bis zu 50 kg erreichen kann. Sie liefern das wertvolle Elfenbein. 3. Seine Nahrung nimmt der Elefant nur ans dem Pflanzen- reiche. Die üppigen Wälder der heißen Zone bieten ihm seine Kost in großer Fülle dar. Die von den Bäumen gerissenen Äste und Zweige schiebt er in ganzen Bündeln ins Maul. Eine Lieblingsspeise für ihn ist der Reis. Gerät eine Elefantenherde in ein Reisfeld, so ist die ganze Ernte verloren. Ein einziger Elefant verzehrt gegen 50 kg Reis, und was der Riesenmagen nicht verspeist, das zerstampfen die plumpen Füße. 4. Dieser gewaltige Riese, welcher den mächtigsten Tiger wie einen Federball fortschleudert, welcher den Löwen mit einem Fußtritte zer- malmt, vor dem der Mensch schwach ist wie ein Wurm — dieser starke Elefant wird doch ein gehorsamer Diener des Menschen, der auf die Stimme seines Herrn hört, aufmerksamer und klüger als mancher Hund. Er weiß den leisesten Ton zu unterscheiden, versteht die Wünsche und Gedanken des Menschen oft schon, bevor sie ausgesprochen sind. Seinem Wärter ist er mit der wärmsten Liebe zugethan und liebkost ihn wie ein treuer Hund. Wie der Hund wegen seines Ver- standes dem Menschen alles geworden ist, so ist ihm auch der Elefant Reitpferd, Lasttier, Zugvieh, Packknecht und Soldat geworden.

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 418

1902 - Altenburg : Bonde
418 noch beiwohnen zu können. Die Erfrischungen, die ihr die Frau des Missionars zu reichen Pflegte, nahm sie mit rührender Dankbarkeit an und ging dann, wie sie gekommen war, wieder in ihre Rindenhütte zurück. 5. Wie der Missionar von Bethanien Abschied nahm. So verwandelte sich denn allmählich das vordem so tröst- und hoffnungslose Jndianerdorf durch die Einkehr des Evangeliums von Jesu Christo in eine liebliche Stätte des Friedens. Auch im Äußerlichen blühte dort in der Urwaldwildnis ein Gottesgarten auf. Durch das Beispiel der Missionarsfamilie angefeuert, hatten die Indianer angefangen größere Waldstrecken auszuroden und Maisfelder anzulegen, auf denen ihnen reichliche Frucht erwuchs, so daß ihnen nun nicht mehr wie früher im strengen Winter das Gespenst der Hungersnot drohte. Wohl sah man noch hier und da verräucherte Rindenhütten, aber dazwischen standen schon eine ganze Reihe sauberer Blockhäuser, die Indianern ge- hörten, und andere waren im Bau begriffen. Die Kirche mit dem Missionshause daran, auf dem höchsten Punkte der Niederlassung gelegen, war der Qnellpunkt, von dem alle diese Umwandlung ausging, wie auch der Mittelpunkt, zu welchem sich wiederum alles hingezogen fühlte. Ja es fing an heimisch zu werden im Urwalde. Denn auch die Apfel- und Pfirsichbäumchen, welche die Frau des Missionars aus Körnern gezogen hatte, blühten schon und trugen die ersten Früchte. Doch nur sehen durften sie diese; sie zu genießen, blieb ihnen versagt. Denn ganz unerwartet gelangte an den Missionar von seiten der Missionsgesellschaft in Leipzig der Ruf, aus dem Norden Amerikas nach dem Süden Asiens, aus dem einförmigen Urwalde in das palmen- reiche Land der Sonne, nach Indien zu ziehen. Dort sollte er mit- helfen, dem braunen Tamulenvolke das Wort des Lebens zu verkündigen. So schwer dem Missionar auch das Scheiden von der ihm so lieb ge- wordenen Arbeitsstätte wurde, so war er doch willig, dem Rufe zu folgen; denn das war ja eben sein Missionsberuf, dahin zu gehen, wohin er von seinen Oberen gesandt wurde. Nachdem er dafür Sorge getragen hatte, daß auch nach seinem Weggange die Indianer mit dem Worte des Lebens versorgt würden, mußte den letzteren endlich der bevorstehende Wechsel kund gethan werden. Der Missionar wählte zum Text für seine letzte Predigt den Abschied des Apostels Paulus von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus (Apostelgeschichte, Kapitel 20), und als er dann am Schlüsse seiner Predigt den Jndianerchristen mitteilte, daß er von ihnen sich trennen müsse, erhob sich viel Weinens unter ihnen. Die Männer suchten zwar gesenkten Hauptes die Ruhe des

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 439

1902 - Altenburg : Bonde
439 der Bewegungen dieser ausgezeichneten Flieger in immer neuem Wechsel erscheint. Am bezeichnendsten sind für die Familie der Kolibris Schnabel, Schwingen und Fuß. Ersterer ist bei den einzelnen Arten ungemein ver- schieden: pfriemenartig, bald ziemlick kurz, bald lang, sowohl gerade, als auch gebogen, immer angepaßt an die Blüten, aus deren Innerem die Vögel Insekten entnehmen, wobei ihnen die lange, fast fadenförmige Zunge unent- behrlich ist. Die im Verhältnis zum Körper langen, schmalen, etwas gebogenen Flügel sind denen der Turmschwalbe ähnlich und sehr gut ausgebildet. Hingegen sind die Beine auffallend klein und zierlich. Sie dienen auch nicht zum Laufen oder Hüpfen, sondern lediglich zu kurzer Rast auf dünnen, blätterlosen Zweigen. Wenn der Kolibri sich schnell fliegend bewegt, bringt er ein scharfes, summendes Geräusch hervor, das bei den verschiedenen Arten verschieden klingt, und das der Gesamtheit den Namen „Summvögel" verschafft hat. Ganz zutreffend hat man auch wohl den Kolibri als „gefiederten Schmetterling" bezeichnet. Dann und wann ruht der bewegliche Vogel auf einem entblätterten, dünnen Zweige aus. Schnell wird Toilette gemacht; ein emsiges Lockern und Putzen des prachtvollen Federkleides be- ginnt; alles ungemein schnell, als ob die größte Eile nötig wäre. Dann verschwindet er wieder, um emsig die Untersuchung der Blüten fortzusetzen. Trotz ihrer Kleinheit zeigen die Kolibris großen Mut. Voll Kampfeslust, heftig und reizbar, stürzen sie sich selbst ans starke Gegner. Ein interessantes Beispiel von der Kühnheit des Kolibris berichtet G ö r i n g, der als Maler und Naturforscher zehn Jahre lang sich in Süd - Amerika aufhielt, und der gerade die Kolibris zum Gegenstand eingehender Beobachtungen gemacht hat. „Im Hochwalde des Küstengebirges von Puerto Kaballo," schreibt der Genannte, „hatte ich einen herrlichen Punkt in einer Schlucht gefunden, welcher mich durch seine malerische Schönheit, wie durch das reiche Vogel- und Jnsektenleben besonders anzog. Nur wenige Meter von mir lag ein riesiger, schon fast morscher Baumstamm brückenartig über der Schlucht, welcher ein kaum zu schilderndes Gewirr von Lianen und anderen Schmarotzern mit sich zu Boden gerissen hatte. Ich war eifrig be- schäftigt, diese Scenerie in mein Skizzenbuch zu bringen, als ich plötzlich durch ein sehr heftiges Hin- und Herfliegen mehrerer Kolibris unter- brochen wurde, welche mit ihren stoßenden Flügen immer nach einer Stelle des tausendfach durchflochtenen Lianengewirrs hinzielten. Ohne Grund konnten die kleinen Vögel solchen Eifer nicht entwickeln, und

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 440

1902 - Altenburg : Bonde
440 bald bemerkte ich, daß ihre Verfolgung einer Schlange galt, welche kaum von den Lianen zu unterscheiden war. Ich sah jetzt ihren ge- hobenen Kopf, aus welchem die Zunge hervorzüngelte. Immer und immer wieder stießen die kleinen, mutigen Angreifer, sich ihrer un- glaublichen Schnelligkeit bewußt, nach dem Kopfe der Schlange, welche lange Zeit wie starr geworden schien, bis sie endlich die Geduld verlor und schnell verschwand." In den meisten Fällen findet man, wie G ö r i n g berichtet, die Nester der Kolibris an dünnen gabelförmigen Zweigen, an Lianen, auch an den Endspitzen der Palmen-, Farn- und anderer Blätter. Auch legen manche Kolibriarten ihre Nester nur in geringer Höhe über dem Boden an steifen Grashalmen an. Die kleinen, zierlichen Nester stimmen im allgemeinen überein. Die Grundlage der Nester bildet ein weicher, baumwollähnlicher Stoff, mit dem andere feste Pflanzenteile, besonders Baumflechten, trockene, zartere Pslanzenstoffe und die braunen Schuppen der Farnkrautwedel verwebt sind. Das Innere der Nester ist immer von feinster Baumwolle oder von seidenartigen Pflanzenfasern und vielfach ganz gleichmäßig rund. Sind die Nester an Blätterenden angebracht, so besteht in vielen Fällen die äußere Umhüllung aus feinem Moos, welches dieselbe Farbe wie das Blatt hat. Die Kolibris legen zwei weiße, längliche Eier, welche meist nur 1 cm Längsdurchmesser haben. Nach einer Brütezeit von 15—17 Tagen schlüpfen die Jungen aus, deren Erziehung ausschließlich dem Weibchen obliegt, und welche nach 3—5 Wochen flugfertig sind. Hinsichtlich der Nahrung der Kolibris glaubte man früher, daß sie vom süßen Safte der Blumen lebten. Heute weiß man sicher, daß ihre Nahrung größtenteils aus kleinen, in den Blumenkelchen lebenden Insekten besteht. Als Zukost lieben sie allerdings die Süßigkeit der Blumen, können aber ohne Insekten nur kurze Zeit am Leben ge- halten werden, wie man dies an gefangenen Kolibris beobachtet hat. Nicht nur die winzigen Insekten der Blumenkelche, sondern auch solche aus Spinnegeweben nehmen sie auf, ja sie suchen auch die Kerbtiere an den Blättern ab oder fangen sie in der Luft. Nach Breslich u. Koepert. 189. Der Kaffee. In den heißen Tropengegenden Afrikas und zwar in der abessini- schen Landschaft Kassa und dem angrenzenden Sudan findet man Wäldchen von kleinen 3 bis 5 Meter hohen Bäumen, die ihrem all-

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 442

1902 - Altenburg : Bonde
— 442 — Das junge Bäumchen kam wohlbehalten in Martinique an und soll der Stammvater aller Kaffeepflanzungen geworden sein, die sich seitdem so zahlreich auf den Antillen ausgebreitet haben. Die Hauptkaffeeländer (Brasilien, Java und die holländisch-indischen Inseln überhaupt, Westindien, die nördlichen Länder Südamerikas, Arabien u. s. w.) erzeugen alljährlich 500 bis 600 Millionen Kilogramm, wovon Europa fast die Hälfte verzehrt. Großartig ist auch der Kaffee- verbrauch in den Vereinigten Staaten und im britischen Nordamerika. — Viele hundert Segel- und Dampfschiffe führen den Kaffee nach London, Amsterdam, Nen-Iork, Hamburg, Marseille und andern großen See- und Handelsplätzen. Tausenden von Händen schafft er Arbeit; der Verkehr und Wohlstand von Völkern und Städten hängt von ihm mit ab. Nach Kippenberg. 190. Der Thee. Wie Afrika die Heimat des Kaffeebaumes, so ist Asien das Vater- land des Thees. In Assam in Hinterindien sind weite Flächen mit dem hier wild wachsenden Theestrauche bedeckt. Wie die Chinesen er- zählen, haben Buddhistenpriester die Theepffanze mehrere hundert Jahre v. Chr. aus Hinterindien in ihr Land eingeführt. Von China, das so recht das Theeland geworden ist, hat der Strauch auch den Namen des chinesischen Theestrauchs. Die Theestande ist ein hübscher Strauch, der nächste Verwandte unserer Kamelien. Die glänzenden, lederartigen, immergrünen Blätter, die den Blättern der sauern Kirschen ähnlich sehen, und die weißen, wohlriechenden Blüten verleihen ihm ein freundliches Ansehen. Der sich reich verästelnde Busch kann wohl über 8 Meter hoch werden; aber man hält ihn durch häufiges Beschneiden absichtlich so niedrig wie unsere Stachelbeersträucher, um die Blätter bequem pflücken zu können und um deren Fülle zu befördern. Kein Land der Erde ist nach Klima, Bodenbeschaffenheit und daneben auch nach Sorgfalt und unermüdeter Thätigkeit seiner Be- wohner mehr zur Kultur des Thees geeignet als China. Der Anbau ist über vier Fünftel des Landes, einen mehr als sechsfach größern Raum, als das Deutsche Reich einnimmt, verbreitet. Er ist dem Volke, zumal es an vielen Orten an gutem Trinkwasser fehlt, so sehr ein Be- dürfnis geworden, daß man ihn seit dem vierten Jahrhundert n. Chr. in allen Häusern trinkt, und daß man in allen Städten und Dörfern Theestuben und Theegärten antrifft. Der Thee ist eine Hauptqnelle für den Wohlstand Chinas, namentlich der südlichen Provinzen. Von

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 443

1902 - Altenburg : Bonde
443 hier aus hat sich die Pflanze nach Korea und Japan verbreitet, wo sie nun schon tausend Jahr einheimisch ist. In neuerer Zeit hat man sie auf Java, Ceylon und im englischen Indien mit Erfolg angebaut; in einem einzigen Jahre sind auf Java anderthalb Millionen Sträucher neu gepflanzt worden. Später als den Kaffee lernten die Europäer den Thee kennen und schätzen. Vor reichlich 250 Jahren kam der erste Thee nach Amster- dam, dann nach Paris und bald auch nach Moskau. Noch war der Thee aber in Europa etwas so Seltenes, daß die Englisch-ostindische Handelsgesellschaft, als sie der Königin Elisabeth zwei Pfund Thee übersandte, ihrer Fürstin ein sehr kostbares Geschenk zu machen glaubte. Und heutzutage verbrauchen die Engländer mehr Thee als alle andern Völker, die Chinesen und Japaner ausgenommen. Erstaunlich ist aber auch die Menge des Thees, welche Holland für sich verwendet, und in Rußland ist überall der Thee ein Lieblingsgetränk. Den Russen kann man sich ohne seine dampfende Theemaschine gar nicht denken; selbst der Verkäufer in der Bude hat sie bei sich stehen, um sich jeden Augen- blick den lieben Trank bereiten zu können. Der jährliche Theeverbrauch in China wird auf mehr als 125 Millionen Kilogramm und die Aus- fuhr aus diesem Lande auf mehr als 50 Millionen Kilogramm ge- schätzt. Zu diesen für die andern Völker bestimmten Massen kommen dann noch die Millionen Kilogramm des indischen, teils auf dem Fest- lande, teils auf den Inseln wachsenden Thees. Das frisch gepflückte Theeblatt hat weder einen Wohlgeruch, noch würde ein Aufguß ein genießbares Getränk liefern. Es muß wie beim Kaffee erst durch gelindes Rösten das eigentliche Öl entwickelt werden, welches guter Thee enthält; auch muß das Blatt gewisse Eigenschaften verlieren, die es im frischen Zustande besitzt. Je nachdem man grünen oder schwarzen Thee erzeugen will, weichen die Behandlungsweisen voneinander ab. Bei der ersten verfährt man rascher und einfacher; die letztere erfordert mehr Zeit und Mühe. Die Blätter, welche grünen Thee liefern sollen, bringt man fast unmittelbar nach dein Pflücken, das mit großer Sorgfalt und Vorsicht geschieht, auf eiserne Pfannen. Man drückt sie mit den Händen, ver- anlaßt dadurch ein schnelles Verdunsten der Feuchtigkeit, rollt und kräuselt sie gleichzeitig und trocknet sie dann. Das ganze Verfahren ist kurz und einfach. Die zum schwarzen Thee bestimmten Blätter läßt man dagegen nach dem Pflücken eine Zeitlang an der Luft ausgebreitet liegen. Vor jedem chinesischen Bauernhause in den Theebezirken befinden sich zu diesem Zwecke Hürden aus Bambusrohr. Die Arbeiter werfen
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